Energie – ein Dekadenthema
Von der Vision «Green Deal» zur Energiesicherheit
Europa wollte der erste klimaneutrale Kontinent werden und bis 2050 keine Nettotreibhausgase mehr ausstossen. Das Blatt hat sich gewendet. Energiesicherheit ist das dominierende Thema und dürfte Politik und Gesellschaft noch auf Jahre hinaus beschäftigen.
Zu tiefe Gewichtung im Index
Die Nachfrage nach Energie wächst, insbesondere in Schwellenländern. Kurz- bis mittelfristig geht es um Zugang zu fossilen Ressourcen wie Öl und Gas, mittel- bis längerfristig um den Ausbau der erneuerbaren Energien. Umso erstaunlicher ist es, welches Gewicht Energiefirmen heute im Weltaktienmarktindex einnehmen. Gerade einmal 5 %. Demgegenüber steht der Technologiesektor, welcher aktuell 22 % Gewichtung erhält. Rückblickend gab es einige Argumente, die ein so tiefes Gewicht rechtfertigten. Russland schätzten viele als einen zuverlässigen Energielieferanten ein, Investitionen flossen primär in andere Bereiche mit höheren Wachstumsraten und mit zunehmendem Klimabewusstsein verbannten viele institutionelle Anleger fossile Energiefirmen aus ihren Portfolios. Einem aktiven und zukunftsgerichteten Investor erscheint die aktuell tiefe Gewichtung für die nächsten Jahre nicht schlüssig.
Chancen für die Energiewende
Für kotierte Energiefirmen sprechen neben der günstigen Bewertung u.a. die hohen laufenden Ausschüttungen (Dividenden und Aktienrückkaufprogramme). Die Cashflows der Firmen scheinen auf die nächsten Jahre gesichert, da das Angebot kaum ausgeweitet werden kann. Alternativen wie Nuklearenergie sind (noch) nicht politisch mehrheitsfähig und andere zukunftsträchtige Technologien zu wenig ausgereift. Mittel- bis längerfristig dürften die grossen Energiefirmen auch im erneuerbaren Bereich zu dominanten Playern heranwachsen. Bis es so weit ist, empfehlen wir, auch gezielt in erneuerbare Energien zu investieren. Zulieferer profitieren von gefüllten Auftragsbüchern. Insbesondere Firmen, die sich auf Energieeffizienz fokussieren, dürften gefragt sein (z.B. Gebäudetechnik, Klimasteuerung etc.).
Finanzierung der Infrastruktur
Für langfristig orientierte Anleger empfehlen wir eine Allokation in spezialisierte Infrastrukturanlagen. Der Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur im Energiebereich benötigen riesige Beträge, die kaum ein Staat allein finanzieren kann – und daher auf externe Investoren angewiesen ist. Diesen winkt im Gegenzug ein langfristiger, vertraglich gesicherter Ertrag, welcher in vielen Fällen auch an die Inflation angepasst wird.
Regionale und individuelle Präferenzen
Der Zugang zu Energie wird immer stärker zu einem Wettbewerbsfaktor. Europa ist hier in den nächsten Jahren klar im Nachteil. Die hohe Energieabhängigkeit könnte zum Standortnachteil werden. Energiesicherheit wird somit auch ein wichtiger Faktor für die regionale Asset Allokation und spielt nicht nur bei der Titelauswahl eine Rolle. Besonders wichtig bei Anlagen im Energiesektor sind die persönlichen Nachhaltigkeitspräferenzen. Hier kann man bei der Titelauswahl einen klaren Fokus legen. Gerne stimmen wir unsere besten Anlageideen im Energiebereich auf Ihre individuellen Bedürfnisse ab.